Tage der digitalen Freiheit

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Widerstand und Repression: Die Proteste in Serbien
26.07.2025 , Bühne 2 (6. OG)
Sprache: Deutsch

Seit dem tödlichen Einsturz des Bahnhofsvordachs in Novi Sad erlebt Serbien eine landesweite Protestwelle gegen das autoritäre System Vučić. Die Bewegung begann mit studentischen Besetzungen und stößt auf massive Repression – darunter der Einsatz der Überwachungssoftware Novispy und mutmaßlich von Schallkanonen am 15. März. Letztere wurden zuvor an Geflüchteten getestet und zeigen, wie staatliche Gewalt nach innen zurückschlägt. Der Talk analysiert Repression, Protestdynamik und die gefährliche Verbindung von Demokratiebewegung und Nationalismus.


Seit dem Einsturz des Bahnhofsvordachs in Novi Sad, bei dem 16 Menschen ums Leben kamen, erlebt Serbien eine neue Protestwelle gegen das autoritäre System Vučić. Was mit studentischen Besetzungen begann, hat sich zu einer landesweiten Bewegung ausgeweitet – mit Straßenblockaden und Aktionen zivilen Ungehorsams.

Doch die Proteste rufen auch massive staatliche Repressionen hervor. Bereits früh wurde die Überwachungssoftware Novispy gegen Journalist:innen, Oppositionelle und Aktivist:innen eingesetzt – ein heimlich installiertes Spionageprogramm, das gezielt Mobiltelefone ausspäht. Am 15. März kam es bei der bislang größten Protestkundgebung mutmaßlich zum Einsatz von Schallkanonen gegen Demonstrierende.

Ein in Serbien verbotenes Mittel, das zuvor bereits zur Abschreckung von Geflüchteten an der Grenze getestet wurde – und eindrücklich zeigt, dass sich die Gewalt, die gegen die „Anderen“ gerichtet ist, früher oder später nach innen richtet. Was zunächst Migrant:innen und marginalisierte Gruppen traf, bedroht nun auch die eigene Bevölkerung.

Der Talk beleuchtet die Repressionsmaßnahmen, die politische Dynamik der Proteste und fragt: Was lässt sich aus dieser Bewegung lernen – insbesondere in Bezug auf Kommunikationsstrategien? Und wie gefährlich ist die Vermischung von Demokratiebewegung und Nationalismus?

Krsto Lazarević, geboren 1989 in Tuzla, Bosnien-Herzegowina, lebt in Berlin und arbeitete im Europäischen Parlament schwerpunktmäßig zu Flucht, Migration und europäischer Entwicklungszusammenarbeit. Lazarević arbeitete als Journalist in Berlin, Wien, Belgrad und Sarajevo. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit war die Lage von Geflüchteten auf der Balkanroute. Er betreibt gemeinsam mit Danijel Majić den Podcast "Neues vom Ballaballa-Balkan".